Entwickler und Erfinder haben es nicht leicht. Ständig versuchen sie, neue Lösungen für alte und neue Probleme zu finden. Und dann müssen sie diese auch noch der Allgemeinheit schmackhaft machen. Zwar bringt das kreative Arbeiten das ein oder andere Flow-Erlebnis mit sich, aber oft ist sie doch auch von Scheitern und Frustration gekennzeichnet. Wen wundert es da, dass bereits Prof. Friedrich Förster, Erfinderunternehmer und bis zu seinem Tod Ehrenmitglied von DABEI, bereits 1988 einen Vortrag „Von Glück und Leid des Erfinders“ betitelte.
Meines Erachtens kann man beim Erfinden oder Innovieren zwei grundsätzliche Sachverhalte unterscheiden, die die Verbreitung von Innovationen behindern und letztendlich zum Scheitern führen, nämlich
Falsches Problem
Jede Erfindung beginnt mit der Identifikation eines Problems. Einige behaupten sogar, das Erkennen von Problemen sei die wichtigste Eigenschaft des Erfinders. Denn wer keine Probleme sieht, hat – zumindest beim Erfinden – ein Problem. Leider gelingt es nicht immer, ein für das Erfinden geeignetes Problem zu finden.
Falsche Probleme lassen sich unterteilen in
Falsche Probleme führen trotz ausgefeilter Lösungen zum Scheiteren. Daher sagte bereits Edison: „Was sich nicht verkauft, möchte ich nicht erfinden.“ Und er wählte seine Probleme so, dass sie stets auch einen kommerziellen Erfolg versprachen. Allerdings wird das Problem zwar oft richtig erfasst. Aber es ist eine falsche Lösung, die die Verbreitung einer Innovation behindert. Dies bringt uns zum nächsten Punkt.
Falsche Lösung
Die Verbreitung einer Innovation in einem gegebenen Markt bezeichnet man auch als Diffusion der Innovation. In seinem Buch „Diffusion of Innovation“, das mittlerweile in der fünften Auflage erhältlich ist, beschreibt Professor Everett M. Rogers den Stand der Diffusionsforschung in so unterschiedlichen Bereichen wie Soziologie, Medizinwesen, Marketing und Kommunikationswissenschaften.
Die erfolgreiche Verbreitung einer Innovation verläuft in Form einer S-Kurve (siehe Abbildung). Zunächst verwenden nur einige wenige waghalsige Innovatoren die Innovation, dann folgen die Erstanwender. Wenn sich unter den Erstanwendern genügend Meinungsführer befinden, ziehen zunächst die bedächtige frühe Mehrheit und danach die skeptische späte Mehrheit nach. Wenn es nicht mehr anders geht, setzen schließlich auch die konservativen Nachzügler die Innovation ein. Kumuliert ergibt diese Verteilung die bekannte Glockenform der Lebenszykluskurve.
Die Diffusionsforschung gibt u.a. Aufschlüsse über die Variablen, die die Diffusionsrate beeinflussen – auch die, die die gewählte Lösung betreffen. Nach Rogers lassen sich Innovationen besonders leicht verbreiten, wenn sie folgende Eigenschaften besitzen:
Andersherum ausgedrückt kann auch eine funktionierende Lösung scheitern, wenn ihr relativer Vorteil gegenüber existierenden Lösungen zu gering ist und/oder wenn sie inkompatibel mit den Werten, Erfahrung und Bedürfnissen des Kunden, zu komplex, nicht erprobbar und nicht beobachtbar ist. Ein Beispiel für eine gelungene Diffusion bei Rogers ist das Mobiltelefon, das alle positiven Eigenschaften zur schnellen Diffusion vorweist. Z.B. kann man mit einem Mobiltelefon auch ins Festnetz telefonieren (Kompatibilität), das Mobiltelefon wird wie ein Festnetztelefon bedient (Einfachheit), und das Telefonieren mit einem Mobiltelefon signalisierte – zumindest anfänglich – einen gewissen Status (Beobachtbarkeit). Ein Gegenbeispiel für eine missglückte Diffusion ist die Dvorak-Tastatur, die sich trotz erheblich höherer Effizienz beim Tippen gegenüber der gewöhnlichen QWERTY-Tastatur nicht durchsetzen konnte.
Fazit: Wenn man als Erfinder das richtige Problem ausgewählt hat, dann muss man dafür sorgen, dass die Lösung für dieses Problem nicht nur funktioniert, sondern auch noch möglichst viele der für die Diffusion wichtigen Eigenschaften besitzt.
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