Knowledge Watch - Besinnliche Bücher

Das Jahr – und für mich war es mit meinem Wechsel zur Cologne Business School (CBS) ein etwas turbulentes Jahr – neigt sich dem Ende entgegen, und es beginnt die Zeit der Besinnung und Einkehr, gekrönt von Weihnachtsfest und Silvesterfeier. Daher gibt es von mir nun zwei Literaturempfehlungen, die uns wieder etwas Demut mit uns und unseren Fähigkeiten lehren.

Das erste Buch ist "Thinking, Fast and Slow" vom Nobelpreis-Träger Daniel Kahneman. Darin berichtet Kahnemann über seine jahrzehntelangen Forschungen im Bereich der Fehlbarkeit menschlicher Intuitionen. Dazu unterscheidet er zwei Arbeitsweisen des Menschen:

 

  • System 1 – auch Intuition genannt – reagiert schnell und automatisch mit geringem Aufwand und ohne unsere Kontrolle. Es benutzt Heuristiken und liegt in seinen Einschätzungen oft richtig, manchmal aber auch ziemlich daneben. System 1 bedeutet „Thinking fast“.
  • System 2 – auch Vernunft genannt – ist aufwendig und zeitintensiv und erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit, da es idR komplexe Berechnungen durchführt. Es wird herangezogen, um die Ergebnisse von System 1 zu überprüfen und ggf. zu korrigieren. Leider ist System 2 etwas träge und faul. System 2 ist „Thinking Slow“.

 

Kahneman erläutert nun eine Reihe von Experimenten und Erkenntnissen, die aufzeigen, wie sich System 1 irrt und hinters Licht führen lässt. System 1 hat z.B. Probleme mit statistischen Aussagen und glaubt lieber guten und „logischen“ Geschichten, lässt sich durch Priming beeinflussen (z.B. Leute, die sich mit dem Thema „Altern“ beschäftigt haben, gehen langsamer), bewertet Dinge oft nach der Einfachheit, mit der es sich daran erinnert, und substituiert oft schwierige Fragen („Ist das ein gute Firma, in die ich investieren sollte?“) durch einfache Fragen („Mag ich die Produkte der Firma?“).

 

Bevor Sie weiterlesen, schauen Sie sich bitte den folgenden Film an.

 

Das zweite Buch ist "The Invisible Gorilla: And Other Ways Our Intuition Deceives Us"von Christopher Chabris und Daniel Simons. Die beiden Autoren sind bekannt geworden durch ihr Gorilla-Experiment, in dem sie Menschen den o.a. Film gezeigt habe. Etwa die Hälfte der Leute, die sich auf das Zählen der Pässe konzentriert haben, haben den Gorilla nicht gesehen. In ihrem Buch beschreiben die beiden nun, welchen Illusionen der Mensch unterliegt

 

  • Illusion of attention: Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas lenken, übersehen wir oft andere Dinge (z.B. den Gorilla, der durchs Bild läuft).
  • Illusion of memory: Unsere Erinnerung ist keine Videoaufzeichnung, die wir wieder abrufen, sondern eine Rekonstruktion, die sich im Laufe des Lebens verändert. Die Stärke oder Detailliertheit einer Erinnerung ist kein Anzeichen für ihre Richtigkeit. Auffällig ist dies besonders bei „flasbulb memories“, z.B. die Erinnerung, wo Sie am 11. September 2001 waren. Versuchen Sie es einmal: Schreiben Sie Ihre Erinnerungen an dieses Ereignis auf und fragen Sie danach Personen, die an diesem Tag bei Ihnen waren, nach Ihren Erinnerungen. Sie werden erstaunt sein.
  • Illusion of confidence: Unsere Zuversicht ist kein Ausdruck unserer Fähigkeiten, d.h. zuversichtlich agierende Menschen können komplett ahnungslos sein. Aber die Einschätzung unserer Zuversicht steigt mit zunehmendem Wissen – eine gute Nachricht für Dozenten wie mich: Dozenten vermitteln nicht nur wissen, sondern helfen den Studenten auch, ihre Fähigkeiten realistisch einzuschätzen.
  • Illusion of knowledge: Wir wissen oft weniger über uns umgebende Dinge, als wir glauben, Das glauben Sie nicht? Dann beantworten Sie folgende Frage: Wie funktioniert eine Klospülung?
  • Illusion of cause: Wir schreiben Ereignissen, die zeitlich nacheinander ablaufen, oft vorschnell eine kausale Ursache-Wirkungskette zu, weil wir gerne Muster erkennen. Dies wird oft in Zeitungsartikeln ersichtlich, die mit den Worten beginnen: „Kalifornische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass…“. Korrelation ist nicht gleich Kausalität.
  • Illusion of potential: Wir glauben, dass in uns ein Potenzial schlummert, das wir ohne große Anstrengung freisetzen können (z.B. „Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns“ oder „Baby, denen man im Mutterleib Mozart vorgespielt hat, sind klüger“). Dabei gilt hier der alte Grundsatz: Üben, üben, üben!

 

In diesem Sinne wünsche ich allen ein besinnliches und fröhliches Weihnachtsfest!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Pitter (Dienstag, 10 September 2013 11:12)

    Dank für Informationen

  • #2

    Nickolas (Freitag, 06 Dezember 2013 11:44)

    Vielen Dank für den Artikel. Ich arbeite für <a href="http://www.telsgroup.com.de/">Sammelgut Spedition</a> und ich fand eine Menge nützlicher Informationen für mich. Sie haben wirklich einen tollen Job auf der Post.